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Zugspitz Ultratrail 2015

Der kampf mit den Elementen

 

„Das Wasser ist ein freundliches Element für den, der damit bekannt ist

und es zu behandeln weiß.“               

                                                                                   Johann Wolfgang von Goethe

 

Mit diesem Zitat will ich einmal diese kleine Geschichte beginnen, wo der Schwarze Ritter und sein Freund Markus versuchen werden, das Gebirgsmassiv um Deutschlands höchsten Berg an einem Stück zu umrunden. Dies hatte der Schwarze Ritter vor Jahresfrist schon einmal geschafft und erfolgreich seine Ritterprüfung abgelegt. In diesem Jahr wollte sein Freund Markus an gleicher Stelle seine Ritterprüfung ablegen und sich dieser schweren Aufgabe stellen. Doch die Voraussetzungen im Jahre 2015 waren ganz anders und viel extremer. Es sollte ein Kampf mit den Elementen werden.

Schon Tage zuvor studierten beide sämtliche Wetterdaten diverser Dienste und klammerten sich an jeden noch so kleinen Strohhalm, der auch nur im Ansatz besseres Wetter versprach. Doch dieser Strohhalm wurde am Vorabend beim Streckenbriefing gnadenlos abgeschnitten. Temperaturen im einstelligen Bereich,

Dauerregen und ab einer Höhe von 1800 Metern Schnee, so die Worte der Verantwortlichen. Den beiden Freunden schlief fast das Gesicht ein. Sie wussten nicht ob sie lachen oder weinen sollten. Hatten sie sich doch 16 Wochen lang gewissenhaft auf diesen Tag X vorbereitet und dann diese Aussichten. In den Bergen laufen und doch keine sehen. Sollte das Wetter noch schlechter werden, gab es die Möglichkeit einer alternativen Route. Doch die wollte der Veranstalter erst unmittelbar vor Beginn der Schlacht bekanntgeben. Und mit diesen Informationen sollten der Schwarze Ritter und sein Freund Markus einen geruhsamen Schlaf finden? Noch bevor der erste Hahnenschrei im beschaulichen Grainau ertönte, waren beide wach und stürzten ans Fenster. Es goss wie aus Eimern. Es war genau so ein Tag, an dem man froh wäre, nicht hinaus zu müssen und sich wieder hinlegen kann. Sie mussten ja nicht hinaus, sie wollten es!

Kurz vor dem Start, die Frisur sitzt

Sie wollten es gemeinsam durchstehen und sprachen sich gegenseitig Mut zu. Denn sie wussten, heute würde ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt werden.

Nach einem ausgiebigen Frühstück legten beide ihre Regenrüstung an und machten sich auf den Weg zum Musikpavillon, wo 7:15 Uhr die Schlacht beginnen sollte.

Nachdem ihre Ausrüstung kontrolliert wurde, hallte eine Botschaft durch den Musikpavillon. Es wird auf der Originalstrecke gelaufen !!!

„Respekt für diese mutige Entscheidung“, dachte sich der Schwarze Ritter.

Dann war so soweit, der Kampf mit den Elementen konnte beginnen. Unter den Klängen von „Highway to hell“ wurden fast 700  dieser Species, die sich Trailrunner nennen, in die Schlacht geschickt. Die ersten Meter bis zum Ortsrand marschierte noch die Musikkapelle voraus, dann bog diese ab und die Meute hetzte den ersten kleineren Berg hinauf. Recht bald wurde der Asphalt verlassen und es ging in einem leichten Auf und Ab zum Eibsee, wo nach 11 Kilometern nicht nur die erste Verpflegungsstation sondern auch die Eltern von Krieger Markus warteten.

Kaum waren beide am Eibsee angekommen, bekamen sie die Information „Alternativ Route“. Die Wetterlage hatte sich binnen kurzer Zeit so verschlechtert, dass der Weg über das 2200 Meter hohe Feldernjöchl als zu gefährlich eingeschätzt wurde. Neuschnee bis 50cm machte die Überquerung unmöglich. Die beiden Freunde konnten diese Entscheidung voll und ganz nachvollziehen, waren doch hier, mit den Streckenverantwortlichen, echte Profis am Werk. Nach einer kleinen Stärkung und einem kurzen Abklatschen mit Markus Eltern ging es hinein in den Wald, wo knöcheltiefer Morast wartete. Obwohl es noch immer in Strömen regnete, hielt ihre  Rüstung sie trocken. Nur ihre Stiefel konnten den Wassermassen nicht mehr standhalten und die Schlacht hatte gerade erst begonnen.

 

Kurz vor der Staatsgrenze

Mit dem ersten großen Anstieg direkt die Skipiste hinauf, erreichten die beiden Freunde um 9:20 Uhr die Staatsgrenze zu Österreich. Danach ging es steil bergab zum 2. Verpflegungspunkt, der Gamsalm, bei Kilometer 20. Hier verweilten beide etwas länger und genehmigten sich eine warme Suppe, die ihren ausgekühlten Körpern neues Leben einhauchen sollte. Mit dem Hochgefühl dieser Köstlichkeit ging es erst einmal den Forstweg entlang und dann wartete der Anstieg zur Pestkapelle mit seinen 400 Höhenmetern. Die Höhenmeter waren hier nicht das Problem sondern der Untergrund. An dieser Stelle zeigte sich, dass eine gute Ausrüstung Gold wert sein konnte. Während einige Krieger versuchten einen Schritt nach vorn zu machen, rutschen sie zwei wieder zurück. Nicht so der Schwarze Ritter und Krieger Markus,

sie hämmerten ihre Lanzen in den weichen Boden und dank ihrer Speedcross Stiefel liefen sie wie auf Schienen den Berg hinauf. Die Pestkapelle erreichten sie nach genau 3 Stunden und 53 Minuten. Hier mussten alle Krieger, die noch kein langes Beinkleid an hatten, dieses anlegen. Und hier erfuhren alle von einer weiteren Streckenalternative. Die Runde über die Alpspitze nach 85 Kilometern war auch der Witterung zum Opfer gefallen. Über diese Entscheidung war der Schwarze Ritter überhaupt nicht böse, hatte er doch im Jahr zuvor auf diesem Abschnitt am meisten gelitten. Nach der Pestkapelle machten beide noch einmal ein paar Höhenmeter, bis sie die Marke von 1700 Metern erreichten. Von da an griff die Alternativ-Route.

VP Pestkapelle
VP Pestkapelle

Es wurde nicht den Berg hinauf gelaufen sondern herum. Auf diesem flachen Stück schlossen beide zu einem Krieger aus Holland auf und dann trauten sie ihren Augen nicht. War dieser Krieger eine Lichtgestalt oder ein Himmelsgesandter?  Plötzlich warf er einen Schatten auf den Weg. Einen Schatten!  Die beiden Freunde konnten es gar nicht fassen. Doch dieses Hochgefühl währte nur kurz und schon war der Regen wieder da. So viele Kilometer der Schwarze Ritter und sein Begleiter auf diesem Abschnitt auch gut machten, es kam Langeweile auf. Sie wollten endlich wieder einen Berg hinauf und der erwartete sie nach 42 Kilometern, der Aufstieg zum Scharnitzjoch auf 2048 Metern Höhe.

Ein kurzer Moment ohne Regen

 Meter um Meter schoben sie sich gemeinsam den Berg hinauf, die Bäume wurden weniger und der Schnee wurde mehr.

Auf 1800 Metern herrschte dann tiefster Winter. Weitere 100 Höhenmeter später wagten beide einen Blick zurück. Der Schwarze Ritter liebt ja genau diese Momente.

Fast allein im Hochgebirge, diese Stille, das Gefühl von Freiheit und der Regen als bester Freund und stetiger Begleiter in dieser Schlacht. Ein paar Ziegen suchten in dieser Höhe vergebens nach etwas Grünem und während der Regen ihr Fell wieder sauber machte, wurden die Krieger  immer dreckiger. Jetzt hieß der Schwarze Ritter seinen Freund Markus willkommen. Willkommen in seiner Welt, in der Welt des Trailrunnings.

Weitere 100 Höhenmeter später erreichten sie den Gipfel des Scharnitzjochs und mit 2048 Metern den höchsten Punkt der Schlacht. Sie nahmen sich die Zeit für ein paar Fotos und dann machten sie sich wieder auf den Weg. Vor ihnen lang ein Downhill von fast 1000 Höhenmetern. Ein Verlaufen war hier oben eigentlich unmöglich.

Beide mussten nur diesem braunen, schmierigen und schlammigen Pfad folgen, der in dieser weißen Pracht nicht zu übersehen war. Jetzt hatten sich beide mit der Führungsarbeit abgewechselt und Krieger Markus machte das Tempo, welches nicht gerade langsam war. Eine Weile schlitterten beide in diesem Tempo über die Pfade den Berg hinunter, dann bat der Schwarze Ritter, das Tempo zu verringern. Zu groß war ihm die Gefahr eines Sturzes und da war es schon passiert. Krieger Markus landete auf dem Allerwertesten. Aber alles halb so schlimm, kurz geschüttelt und schon ging es weiter. Nach 7:30 Stunden erreichten sie einen Meilenstein ihrer Schlacht, den Verpflegungspunkt Hubertushof bei Kilometer 57.

Auf dem Weg zu Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Scharnitzjoch 2048 Meter
Scharnitzjoch 2048 Meter

Hier nutzten beide die Möglichkeit und wechselten die Rüstung samt Stiefel. Das lange Beinkleid wurde ausgezogen, das Regenoberteil jedoch blieb an, denn es regnete noch immer. Aber der Stiefelwechsel samt Socken erwies sich als goldrichtige Entscheidung, denn die nächsten 11 Kilometer ging es auf einem flachen Radweg weiter nach Mittenwald. Das hieß für die beiden mindestens eine Stunde trockene Füße. Manchmal bedarf es nicht viel, um einen Menschen glücklich zu machen und für den Schwarzen Ritter und seinen Freund es war das. Während viele ihrer Zeitgenossen ständig über belanglose Dinge jammerten und unzufrieden waren, waren die beiden jetzt die glücklichsten Menschen, nur weil sie trockene Füße hatten. Kurz vor Mittenwald warteten wieder die Eltern von Krieger Markus, doch mehr als ein Abklatschen war nicht drin, denn die beiden rauschten nur so an den verdutzten Eltern vorbei.

Am Schützenhaus Mittenwald entlang ging es wieder in die Berge zum Ferchensee.

Beim Wetter blieb alles noch beim Alten, es regnete und regnete. Aber irgendwie nahmen der Schwarze Ritter und Krieger Markus den Regen überhaupt nicht mehr wahr, sie begannen dieses  Element zu beherrschen. Nach 9:25 Stunden erreichten beide den Verpflegungspunkt am Ferchensee, wo es wieder eine köstliche Suppe gab. Am nächsten Verpflegungspunkt, nach 80 Kilometern, wollten die Eltern von Krieger Markus ein letztes Mal den beiden Helden Glück wünschen, Glück für die restlichen Kilometer und den letzten gewaltigen Anstieg mit 600 Höhenmetern. 

Kurz vor Mittenwald
Kurz vor Mittenwald

An der Partnachalm angekommen, erblickte der Schwarze Ritter als erstes die Mutter von seinem Freund und er sah in ihrem Gesicht, wie sie mit ihrem Sohn litt.

Es war dieser Gesichtsausdruck einer Mutter, die nach dem Warum fragte:“ Warum tat ihr Sohn sich so etwas an? Warum wollte er leiden?“

Diese Fragen können wohl nicht einmal die Krieger selbst beantworten. Sie taten es einfach, weil sie es können. Ja, und auch Krieger Markus konnte es. Er war genauso in der Lage, ein komplettes Gebirgsmassiv zu umrunden und dafür seine Grenzen zu verschieben oder einfach nur um diese Landschaft zu genießen. So lange er noch in der Lage dazu war. Aber das Ende dieser Schlacht schien zum Greifen nahe. Die beiden Freunde hatten nur noch 15 Kilometer vor sich.

Nachdem beide den besorgten Eltern versichert hatten, dass sie diese Schlacht unversehrt beenden werden, machten sie sich im Laufschritt auf und davon.

Nach ein paar flachen Kilometern hieß es dann noch einmal auf die Zähne beißen,

der Aufstieg zur Talstation der Längenfeldbahn stand bevor.

Auf der Partnachalm

Langsam aber kontinuierlich schoben sie sich Stück für Stück den Berg hinauf. Sie kletterten über umgestürzte Bäume, versanken knöcheltief im Morast, aber sie hatten immer das Ziel vor Augen und das lag auf 1610 Metern Höhe. Nach etwas über einer Stunde des Aufstiegs erreichten sie den letzten Verpflegungspunkt an der Längenfeldbahn.

Ihre Schlacht dauerte jetzt schon 12 Stunden und 45 Minuten. Durch das weiterhin schlechte Wetter blieb ihnen die Runde über die Alpspitze erspart. Sie konnten gleich wieder den Berg hinunter in Richtung Ziel rauschen. Deshalb hielten sie sich auch gar nicht lange an diesem Verpflegungspunkt auf. Ein kleiner Snack sollte reichen und schon ging es weiter. Obwohl es jetzt nur noch bergab ging, wurde noch einmal alles von ihnen abverlangt. Durch den Dauerregen hatten sich die Pfade und Wege, auf denen sie unterwegs waren, in kleine Bäche verwandelt. Selbst die Treppenstufen im Hang hatte das Wasser so unterspült, dass nur noch die Holzbalken zu sehen waren.

Auch diese Prüfung meisterten der Schwarze Ritter und sein Freund tadellos.

Dann erblickten sie die Tafel mit der Aufschrift: „5 km to go“. Nur noch 5 Kilometer und die Schlacht war geschlagen. Nur noch 5 Kilometer und Markus durfte sich Ritter nennen. Der Schwarze Ritter blicke noch einmal auf seinen Zeitmesser und dieser zeigte an, dass eine Zeit unter 14 Stunden möglich war. Die beiden Freunde gaben  noch einmal richtig Gas und hämmerten das letzte steile Stück mit 20% Gefälle hinunter. Dann erwischte es auch den Schwarzen Ritter. 2500 Meter vor dem Ziel rutschte er auf felsigem Untergrund aus und krachte hin. So schnell wie er lag, stand er auch schon wieder, doch der Sturz hatte Spuren hinterlassen. Sein Ellenbogen und die Hüfte schmerzten sehr, aber Ritter kennen  keinen Schmerz und schon gar nicht so kurz vorm Ziel. Also einmal kurz geschüttelt  und schnell weiter. Schnell waren sie jetzt beide. Sie flogen regelrecht über den Asphalt dem Ziel entgegen. Ihre Zeitmesser zeigten ein Tempo von 4:40 min/km an. Da erblickten Beide die Tafel, auf der geschrieben stand: „1 km to go“. Jetzt strahlten ihre geschundenen Gesichter mit der Gewissheit des Triumpfes. Diese Augenblicke kann man nicht in Worte fassen. Diese Augenblicke dürfen nur wenige Menschen erleben und sie gehörten dazu.

Jetzt rauschten sie durch den letzten Torbogen vor dem Ziel, nur noch 100 Meter.

Sie stoppten Beide und wie es der Schwarze Ritter schon immer zelebrierte, schritten sie die letzten Meter Arm in Arm dem Ziel entgegen. Sie genossen jede einzelne Sekunde und sie ließen sich zu Recht feiern. Ja, sie konnten stolz auf das Erreichte sein und das waren sie auch. Sie waren stolz gemeinsam nach 13 Stunden und 51 Minuten diese Schlacht erfolgreich beendet zu haben. Und nach 91 Kilometern und 4400 Höhenmetern hatte auch Markus erfolgreich seine Ritterprüfung bestanden.

Seine Eltern schlossen ihn und den Schwarzen Ritter  in ihre Arme und waren froh, dass die Beiden den Kampf mit dem Element Wasser gewonnen hatten. Doch das war nicht genug der Freude, plötzlich und völlig unerwartet stand auf einmal Familie

Neubauer aus dem fernen Naumburg vor ihnen. Das war vielleicht eine Überraschung für die beiden Ritter.

Diese Schlacht hatten die beiden also erfolgreich geschlagen, doch das nächste große Abenteuer wirft schon seine Schatten voraus. Gemeinsam wollen sie die Alpen überqueren und gemeinsam sind sie dann The Knights on the Trail.

Die Schlacht ist geschlagen

 

Ergebnisse: www.zugspitz-ultratrail.com

 

                                                                                                      Taucha, den 25.06.2015

 

 

 

 

 

Rennsteiglauf 2015 - Supermarathon

Am 08.05.2015 machten wir uns auf, das Land der Frühaufsteher zu verlassen. Unser Ziel dieses Mal, der Marktplatz zu Eisenach. Genau dorthin, wo vor 3 Jahren alles begann. Dort wo der Schwarze Ritter seine erste Schlacht geschlagen und ein völlig neues Gefühl von Weg und Zeit kennenlernen durfte. Nur dieses Mal war er nicht allein. Ein seiner Seite stand der tapfere Krieger Markus, der bereit war, den nächsten Schritt zu wagen.

Doch bevor beide in die Schlacht ziehen durften, galt es schon am Vorabend die erste Prüfung zu bestehen. Eine Nacht im Massenquartier! Zusammen mit vielen anderen tapferen und vor allem lauten Kriegern. Nachdem sie diesen ersten Härtetest mehr oder weniger gut überstanden hatten, galt es nun am 9.Mai anno 2015, die schwarzen Rüstungen wieder anzulegen. Diese neuen Rüstungen wurden extra für die beiden Gefährten in den Feuern der BRU geschmiedet und sollen sie auch bei noch größeren Schlachten schützen. Inzwischen zeigte der Zeitmesser 5:30 Uhr als der Schwarze Ritter und Krieger Markus den Marktplatz zu Eisenach betraten und das Beste war, sie hatten wieder einen Plan für diese Schlacht. Gemeinsam siegen oder gemeinsam sterben und das nicht länger als 7 Stunden. So war der Plan für diese Schlacht.

Der Marktplatz war inzwischen prächtig gefüllt und die Kriegerinnen und Krieger aus aller Welt wollten gemeinsam das Lied der Lieder anstimmen. Doch was war das!

Am Morgenhimmel kreiste ein Ungetüm, das ohrenbetäubenden Lärm erzeugte und man sein eigenes Wort nicht verstand. Der schwarze Ritter wurde um sein Rennsteiglied betrogen und er schwor Rache. Zum Glück war der Startschuss dieser Schlacht noch lauter, und so konnten 6:00 Uhr alle 2500 Krieger gemeinsam Richtung Schmiedefeld ziehen. Schon am Ortsrand zu Eisenach wurde der Asphalt verlassen, um die ersten Höhenmeter zu bewältigen. Nach 7,4 Kilometern war es dann soweit, der Schwarze Ritter und Krieger Markus befanden sich jetzt gemeinsam auf dem Rennsteig und das für die nächsten Stunden. Nach 10 Kilometern wagten sie einen ersten Blick auf ihre Zeitmesser. Sie waren jetzt genau 55 Minuten unterwegs und fühlten sich prächtig. Nach 17,9 Kilometern dann die erste Rast. Der Verpflegungspunkt Glasbachwiese war erreicht. Wie immer stopfte sich der Schwarze Ritter hinein, was ging. Gespannt schaute er dann, was sein treuer Gefährte Markus machte. Und tatsächlich, der Junge hatte auch gegessen und das nicht so knapp. Das freute den Vati und schon ging es weiter. Aber was so ein kleiner Energieschub alles bewirken konnte, zeigte sich bald. Beide wurden wieder schneller und dieses Mal bremsten sie sich gegenseitig ein.

Nach 20 Kilometern ein weiterer Blick auf den Zeitmesser. 1:50 Stunden zeigte dieser an, wieder genau 55 Minuten für 10 Kilometer. Es lief fantastisch, ohne größere Mühe wurde der Große Inselsberg bei Kilometer 25,5 bezwungen. Danach ging es gleich auf 1,2 Kilometern 200 Höhenmeter bergab. Jetzt wurde es flacher und die 1000 Höhenmeter waren schon erreicht. Nach 30 Kilometern wieder der obligatorische Blick auf den Zeitmesser. Jetzt ratet mal was dieser anzeigte. Genau, 2:45 Stunden. Wieder 55 Minuten für 10 Kilometer. Gerade noch von dieser Konstanz begeistert, wurden die Schritte des Schwarzen Ritters jetzt etwas schwerfälliger. Dann erblickten sie eine Tafel, auf der in großen Lettern zu lesen war: „Kilometer 37,5 die Hälfte ist geschafft“.

 

Er traute seinen Augen nicht und die ersten Zweifel über seinen Sinneszustand kamen in ihm auf. So sehr er sich auch die Zahlen dieser Tafel vor seinen Augen hin und her rechnete, er kam bei 37,5+37,5 einfach nicht auf 72,8 km. Was war los.

Er holte sich Rat bei Krieger Markus, schließlich sah dieser noch deutlich frischer aus. Doch auch er fand des Rätsels Lösung nicht. Es muss hier ein Schelm am Werk gewesen sein. Beide stärkten sich an dieser Stelle noch einmal und schon ging es mit neuer Energie weiter. Doch diese hielt beim Schwarzen Krieger nicht lange an und jetzt war er bereit zu leiden. Obwohl seine Schritte wieder schwerer wurden,

verloren sie kaum an Tempo, denn bei Kilometer 50 zeigten ihre Zeitmesser 4:34 Stunden an. Also immer noch 55 Minuten für 10 Kilometer und das bei dieser so magischen 50 KM Marke. Nach 54,7 Kilometern erreichten sie den Grenzadler zu Oberhof, wo die Familie von Krieger Markus wartete. Ein kurzes Abklatschen, eine kleine Stärkung und schon zogen die beiden unerbittlich weiter Richtung Schmiedefeld. Von da an sah der Schwarze Ritter seinen Gefährten Markus nur noch von hinten. Dieser strotzte nur so vor Energie und gestaltete das Tempo etwas moderater. Doch immer wieder sang der Schwarze Ritter das Rennsteiglied vor sich hin, wo es doch heißt: „Ich wandre ja so gerne…“. Am liebsten wollte er die restlichen Kilometer wandern, aber dieser germanische Stier vor ihm, ließ nicht locker. Mit dem Beerberg erreichten beide die höchste Stelle des Thüringer Waldes und von da an ging es nur noch bergab zum schönsten Ziel dieser Welt, nach Schmiedefeld. In der Zwischenzeit  säumten unzählige Wanderer den Rennsteig und feuerten die tapfer kämpfenden Krieger die letzten Kilometer ihrer Schacht kräftig an. Diese moralische Unterstützung verlieh auch dem Schwarzen Ritter noch einmal Flügel und ehe er sich versah, erblickten sie die Tafel mit der Aufschrift: „Kilometer 70“. Ein bewegender Moment, jetzt war die Schlacht bald geschlagen und der letzte Blick auf den Zeitmesser zeigte 6:28 Stunden an.

Jetzt hieß es schon mal hübsch machen, für den Augenblick des Triumphes. Doch urplötzlich öffnete der Himmel seine Schleusen und es goss wie verrückt. Selbst dieses Ereignis konnte den beiden Gefährten das Lächeln in ihren Gesichtern nicht wegspülen. Sie hatten den letzten Kilometer erreicht und jetzt genossen sie jeden einzelnen Meter davon. Auf der Zielgerade warteten ihre Familien und peitschten sie regelrecht dem Ziel entgegen.

Doch sie ließen sich nicht treiben. Sie stoppten kurz und gingen die letzten Meter voller Stolz, erhobenen Hauptes und gemeinsam über die Ziellinie. Obwohl sie dabei noch von einigen Kriegern überholt wurden, kostete es sie nur ein müdes Lächeln.

Denn sie hatten den Sinn dieser Schlacht verstanden. Es kam ihnen nach 74 Kilometern und 6:48 Stunden nicht drauf an,  um jede noch so winzige Sekunde zu kämpfen.

Nein, der Weg war ihr Ziel und sie wussten jeder gelaufene Meter brachte sie als Team noch mehr zusammen. Dann durften die zwei pitschnassen Krieger endlich ihre Familien in die Arme schließen. Jetzt wartete auf den Schwarzen Ritter noch ein sehr bewegender Moment. Sein Sohn, ganze 16 Lenze jung, hatte sich auch in die Schlacht gewagt und diese nach 21 Kilometern erfolgreich geschlagen. Voller Stolz hielt er das Zertifikat in der Hand, wo in großen Lettern zu lesen war: 1:48 Stunden.

Da wird selbst der härteste Ritter weich.

Ergebnisse: www.rennsteiglauf.de

 

                                                                                                       Taucha, den 17.05.2015

 

 

 

36. Harzquerung

Wir schreiben den 25.04.2015. Diesem Tag haben wir schon seit Wochen entgegen gefiebert. Es ist der Tag der Harzquerung, die wir uns bewusst als ersten gemeinsamen Wettkampf ausgesucht haben. Mit uns meine ich natürlich meinen TAR Partner Markus und mich. Für mich war es ja nicht die erste Harzquerung, doch für Markus schon und zugleich sein erster Ultra-Lauf. Wie es sich für zwei junge Krieger gehört, die in die Schlacht ziehen, musste erst einmal ein Schlachtplan her. Diesen haben wir zu Beginn ausführlich besprochen und er lautete wie folgt: „Wir gehen die erste Stunde etwas verhaltener an, danach ziehen wir an und laufen gemeinsam ins Ziel. Doch sollten wir unter den Top 10 liegen und einer von uns Probleme bekommen, dann sollte der Fittere von beiden versuchen, die Position zu halten und allein weiter ziehen.“

Das war also unser Plan und 8:30 Uhr konnten wir dann endlich Taten sprechen lassen. Bei bestem Laufwetter setzten wir uns mit über 500 anderen Harzqueren in Bewegung um gleich zu Beginn, die ersten 250 Höhenmeter zu bewältigen.

Danach ging es erst einmal in einem ständigen Auf und Ab weiter. Da der Waldboden durch die lange Trockenheit bretthart war, lief es wie von selbst und unser gemeinsames Laufen entwickelte eine Art Eigendynamik.  So viel zu unserem Plan. Wir waren viel zu schnell unterwegs. Ich riskierte mal einen Blick auf die Uhr und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass wir gerade einmal 35 Minuten unterwegs waren. Doch es kam mir vor, als würden wir schon Stunden durch den Wald laufen. Nach 11,5 km dann die erste Verpflegungsstelle. Was habe ich dieser entgegen gefiebert, denn ich hatte schon Hunger wie ein Bär. Erst einen schönen warmen Tee und zwei ganze Bananen, was für eine Wohltat. Markus konnte meine Gier nach den Bananen noch nicht ganz nachvollziehen, denn er bekam keinen Bissen runter. Doch mir verlieh die kleine Zwischenmahlzeit Flügel. Die Uhr zeigte genau eine Stunde an, als wir uns wieder auf dem Weg machten. Inzwischen hatten sich uns zwei weitere Läufer angeschlossen und man kam ins Gespräch über „Heldentaten“ vergangener Tage. So vergingen die nächsten Kilometer wie im Flug

und bei Kilometer 20 wurde erst einmal wieder richtig gefuttert. Zumindest was mich betraf, Markus hatte wieder verweigert. So langsam hatte Markus jetzt die ersten Schwierigkeiten bei den Anstiegen das Tempo zu halten. Aber alles halb so wild.

Wir haben unsere zwei Begleiter ziehen lassen und zogen uns gemeinsam die kleinen Berge hoch. Nach Kilometer 31 erreichten wir die Verpflegungsstelle „Sophienhof“. Ihr könnt euch jetzt sicher denken was kommt. Richtig ich stopfte mich wieder mit Bananen voll und Markus konnte ich wenigstens zu einer halben überreden. Frisch gestärkt, folgte jetzt ein herrlicher Downhill, den ich einfach nur geil fand. Nicht ganz so technisch, aber schön schmal und man konnte Gas geben, was das Zeug hielt. Das taten wir natürlich und waren kurz davor abzuheben.

Ausgerechnet auf diesen 3 Kilometern kamen uns Wanderer entgegen, die aber netter Weise schön zur Seite gingen, denn mit bremsen war da nicht viel. Einer dieser Wanderer gab mir zu verstehen, dass wir an Position 8 lagen. Der Wahnsinn, das hätte ich nicht gedacht und als es wieder gerader wurde, teilte ich meinen Partner Markus die erfreuliche Nachricht mit. Aber ein Blick in seine Augen ließ nichts Gutes erahnen.

Der Kampf hatte bei ihm begonnen und er quälte sich mit einem starken Stechen unterhalb der Rippen. Da waren wir schon 35 Kilometer unterwegs und erst jetzt wartete ein richtiger Anstieg zum Poppenberg mit fast 400 Höhenmetern auf uns.

Wir stoppten und berieten, wie es weiter gehen soll, gemeinsam oder jeder für sich allein.  Da wir noch in den Top 10 waren, schickte mich Markus die restlichen 15 km allein weiter,  um die Position zu halten. Er selbst wollte versuchen, irgendwie durchzukommen. Ein wahrer Kämpfer vor dem Herrn.

Also schleppte ich mich allein den Berg hoch und es dauerte nicht lange bis ich zwei Läufer überholen konnte. Aber der Gipfel war noch nicht erreicht, also weiter beißen. Dann kurz vorn Gipfel, wieder ein Läufer, den ich überholen konnte. Platz 5 bis dahin. Als es dann wieder hinunter ging, zog dieser an mir vorbei und ich konnte nicht mehr mithalten. Auch ich war jetzt stehend K.O. und wollte es nur noch irgendwie zu Ende bringen. Dazwischen waren immer die Gedanken, wie es wohl Markus ging.

Nach 43 Kilometern endlich Neustadt. Als ich schon einmal die Harzquerung gelaufen bin, regnete es fast die ganze Zeit und Neustadt mit seiner kleinen Fußgängerzone wirkte wie ausgestorben. Doch dieses Mal bestes Wetter, die Sonne zeigte sich sogar, aber Neustadt wirkte immer noch menschenleer. Mir kam es vor als lief ich an einer Filmkulisse vorbei.

Wie ein Film liefen dann auch die restlichen 8 Kilometer in mir ab. Ich war vielleicht froh, als ich endlich das Stadion in Nordhausen sah. Nach knapp 51 Kilometern bog ich auf die Zielgerade ein und versuchte meinem Gesicht noch ein Lächeln zu entlocken. Nach 4:14 Stunden konnte ich mich dann über Platz 6 freuen. Aber was heißt freuen, schließlich fehlte ja mit Markus noch, der andere Teil des BRU Trail Teams. Doch schon 9 Minuten nach mir überquerte auch Markus die Ziellinie und war mächtig stolz, bei seiner Ultra-Premiere gleich den 12. Platz zu belegen.

Noch erfreulicher war dann der Blick in die Ergebnislisten. Für Markus hatte es zum 3.Platz in der AK 30 gereicht und bei mir zum 2.Platz in der AK 40.

Das war sozusagen unser erster Streich und der zweite lässt nicht lange auf sich warten. In zwei Wochen geht es dann über die 72 km beim Rennsteiglauf.

Dort hat natürlich nur eins Priorität, Textsicherheit beim Rennsteiglied!

Denn so einen „Höllenritt“ wie durch den Harz werden wir garantiert nicht wieder abliefern. Denn manche Wunden sind noch nicht ganz verheilt.

 

Ergebnisse: www.harzquerung.de

                                                                                                  Taucha, den 28.04.2015

 

 

 

 

Das gemeinsame "Einlaufen" hat begonnen

Heute ist es an der Zeit, auch dieser Rubrik ein wenig Leben einzuhauchen. In drei Wochen ist es nun endlich soweit. Mit der Harzquerung steht der erste größere Wettkampf in diesem Jahr schon ganz dick im Kalender und ich kann es kaum erwarten bis es endlich losgeht. Damit ich nicht ganz ohne die nötigen Höhenmeter an den Start gehe, habe ich mich mit meinem TAR Partner Markus am Karfreitag in den Jenaer Kernbergen getroffen. Das Motto war klar formuliert: „Schmale Trails, steile Passagen und natürlich Höhenmeter“. Denn so sehr ich mich auch vor meiner Haustür anstrenge, mehr wie 400 Höhenmeter am Stück kommen da nicht zusammen. Dem Schnee vom Vortag  ist es zum Glück an den Kragen gegangen und so konnten wir 8:30 Uhr ganz entspannt die ersten gemeinsamen Schritte in diesem Jahr zurücklegen.

In voller Pflichtausrüstung (randvoller Rucksack, Stöcke und GPS Gerät)

ging es gleich allmählich bergauf. Nach einer halben Stunde waren dann auch schon die ersten 300 Höhenmeter in der Tasche. Nur das Navigieren mit dem GPS Gerät war etwas komplizierter als gedacht.

Es war zwar das erste Mal, dass ich so ein „Ding“ in der Hand hielt, aber ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Nach 2 Stunden hatte ich dann die Nase voll, das Ding flog in den Rucksack und der Spaß im Gelände begann. Ich war schon begeistert, wie gut das BRU Trail Team als solches funktioniert. Das hat richtig Lust auf das gemacht, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorsteht.

Wir haben in den Kernbergen auch Passagen gefunden, die dem alpinen Terrain sehr ähnlich sind, nur eben kürzer. Die waren so steil, dass wir uns nur kraxelnd fortbewegen konnten. Nach 4 Stunden standen wir dann wieder am Parkplatz von dem wir gestartet waren. Unsere Uhren zeigten schließlich stolze 1500 Höhenmeter und 34 gelaufene Kilometer an. Worauf ich natürlich keinen Blick mehr geworfen habe, war das GPS Gerät. Naja, vielleicht wird es ja Liebe auf den zweiten Blick. Und wie ihr hier sehen könnt, Zeit für ein paar Poser- Fotos haben wir uns auch genommen.

 

 

               Taucha, den 04.04.2015

 

 

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